Tourtagebuch 2017

Tag 4 - De Boterbloem (Leersum) -> Arnhem

Trotz Nacht im BnB nur mäßig geschlafen, weil es einfach zu warm war. Aber immerhin brauchte ich kein Zelt auf- bzw. abbauen und die Gastgeber waren auch sehr nett. Und wieder einmal wurde ich durch Hahnengeschrei geweckt. Immerhin reichte diesem Hahn ein einfaches Geschrei und so schlief ich noch mal ein, bis dann der Wecker klingelte.

Zu 8 Uhr dann Frühstück und was auch immer ich erwartet hatte, ein Büffet sicherlich nicht. Es gab Milch, Tee, Kaffee, Saft, Müsli, Joghurt, Wurst, Käse, Ei, warme Brötchen und mehr. Toll. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann zurück Richtung Amerongen und Amerongse Berg. Sehr schöne Strecke im Wald, auch weil es dort angenehm kühl war.

Das erste Ziel war Veenendaal, angeblich einer der schönsten Orte in den Niederlanden. Der erste Eindruck war: Schöne Häuser, gepflegte Vorgärten, alles sauber. Aber dann ein Maklerbüro nach dem anderen, die Vorgärten verschwanden und es war typisch niederländisch-urban. Und hier musste ich dann auch tatsächlich meine erste Umleitung fahren, weil es eine Baustelle gab. So fuhr ich am Hockeystadion vorbei zum Kanal und dann nach Ede. Die Stadt Ede war schick am Rand, dann eine schöne Altstadt mit einer Bahnlinie mitten durch die Stadt, und dann wieder schick am Rand.

Aus Ede raus ging es dann in „De Hoge Veluwe“, genauer gesagt in „Eder Heide“. Es wurde deutlich hügelig und damit auch anstrengender. Und war die erste Teilstrecke noch unter Kiefern, ging es ab der Heide nur noch durch flache offene Heide und außerdem kilometerweit geradeaus ohne irgendeinen Schatten.

Und leider bekam ich auch Bauchschmerzen, die ich allzu gut kannte. Irgendetwas hatte ich gegessen, was ich nicht vertrage. Und das rächte sich jetzt. Darum hieß es jetzt erst einmal durchhalten bis Otterlo, dem nächsten Zwischenstopp. Hier konnte ich dann auch auf Toilette gehen, was es ein wenig machte. Ich ging schnell im kleinen Supermarkt einkaufe, überlegte kurz, ob ich mich in einem der Restaurants auf die Terrasse setze und was esse, fuhr dann aber angesichts der immer noch vorhandenen Bauchschmerzen weiter Richtung Park „De Hoge Veluwe“.

Dort angekommen war ich einigermaßen genervt. Denn die Fahrt durch den Park wollte bezahlt werden. Was zum Teufel?! Die junge Dame am E-Ticket-Schalter (ein Stehtisch und ein Sonnenschirm) klärte mich dann auf: die Hoge Veluwe besteht aus einem Militärgelände, einem Militärflughafen (soweit bekannt), etwas frei zugänglicher Fläche und dem umzäunten Nationalpark (war mir nicht bekannt). Der Park kann mit Auto, Fahrrad, Motorrad etc. befahren werden, wobei man eine bestimmte Route einhalten muss – für 9,20 Euro. Wollte man per App durch den gesamten Park geführt werden und auch das Jagdschloss, was mein nächstes Ziel war, anfahren, kostete das 18,40 Euro. Wenn man einfach nur rein und durchfahren wollte, 15 Euro. Ich muss gestehen, dass mir das zu viel Geld war. Daher drehte ich um und fuhr bis zu einem sehr exklusiv aussehenden Hotel zurück, um dort nach einem Weg zu fragen, der vielleicht doch zumindest teilweise durch den Park ging. Aber die Rezeptionistin konnte mir nur den kürzesten Weg um den Park zu meinem nächsten Ziel beschreiben. Immerhin. Und ich nutze die Gelegenheit, noch einmal aufs WC zu gehen. Diesmal hatte ich mehr „Erfolg“ und meine Bauchschmerzen kamen raus. Nicht auszudenken, wenn ich unterwegs hätte anhalten müssen. Denn die nächsten Kilometer waren direkt an eine Bundesstraße, die genau zwischen „De Hoge Veluwe“ und dem Militärübungsgelände verlief. Da wollte ich nicht unbedingt im Gebüsch sitzen müssen …

Also wieder aufs Rad und der Stecke folgen, die mir erklärt worden war. Wie schon geschrieben: ein Radweg direkt an einer stark befahrenen Bundesstraße, rechts der Zaun zum Nationalpark, links der Zaun zum Übungsgelände. Und es war noch heißer geworden. Es waren mindestens 35 Grad. Da ich keine Bauchschmerzen mehr hatte, aß ich etwas Traubenzucker und ein Rosinenbrötchen mit Käse, welches ich mir morgens im BnB gemacht hatte. Zum Glück hatte ich recht viel Wasser mitgenommen, denn ich hatte nun auch viel Durst.

Kurz vor Hoenderloo – wo es wieder auf die geplante Strecke ging – lud ein Schild auf eine Gartenterrasse extra für Radfahrer ein. Da ich Durst und Zeit hatte und auch Wassernachschub brauchte, bog ich ab und fuhr hin. Es sah sehr gemütlich aus, also ging ich rein und setzte mich auf die Terrasse, auf der es sogar freies WLAN gab. Leider gab es kein Weizenbier, aber alkoholfreies Amstel Citroen. Sehr leckeres Radler. Bestellte eines und loggte mich dann schnell in WLAN ein, so dass ich mit Hilfe von einem meiner Jungs – Jax wohnte da schon in NL – ein BnB in Arnhem buchen konnte. War zwar blöd, dass ich erst ab 18 Uhr einchecken konnte, aber ich hatte ein „bezahlbares“ BnB.

Nach dem Bezahlen ging es dann weiter. Und nicht ganz unerwartet wurde es noch deutlich hügeliger: ab Schaarsbergen waren einige Steigungen zu bewältigen,  auch Arnhem ist keine flache Stadt. Im Gegenteil. Es gab einige absolut nennenswerte Steigungen, besonders wenn man mit einem Fahrrad mit Anhänger unterwegs ist und es knapp 40 Grad im Schatten sind.

Arnhem ist tatsächlich eine schöne Stadt mit vielen Parks. Und der ältere Teil der Stadt scheint derjenige zu sein, der besonders hügelig ist. Aber auch das Zentrum am Rhein ist toll. Ich bin über den Korenmaart und Teile der Altstadt gelaufen (Radfahren streng verboten). Das Sable-Tor war eigentlich eines meiner Ziele, es war aber wegen Baustellen nicht erreichbar. Schade. Dafür machte ich eine Pause direkt auf den Promenaden am Rhein, fuhr noch zur zentralen Kirche und zum Rathaus mit dem Duivelstoor und habe mir die Glocke am neuen Theater angesehen.

Arnhem - Park Sonsbeck

Arnhem - Der schlafende Drache

Arnhem- Rathaus mit Duivelstoor

Dann war es Zeit, zum BnB Molenbek zu fahren. Es war eine gute Wahl. Ich wurde sehr nett empfangen, konnte Rad und Anhänger in den Garten stellen und bekam erst einmal ein kühles Getränk angeboten. Obwohl recht zentral gelegen war es sehr ruhig. Und das Zimmer war super. Bett mit elektrisch verstellbarem Lattenrost, Fernseher, Kühlschrank und angenehm kühl und sauber. Nur das Bad musste ich mir teilen, was aber kein Problem war.

Jetzt musste nur noch eine Entscheidung für die letzten beiden Etappen getroffen werden: für den 6. Tage waren im Münsterland für nachmittags schwere Gewitter und Regen angesagt, vormittags sollte es im Grenzgebiet bis zu 42 Grad heiß werden. Außerdem gab es zu dem Zeitpunkt kein BnB oder Hotel in Lichtenvoorde, was bedeutet hätte, ich muss im Zelt schlafen. Die Alternative waren 110 Kilometer durchfahren, und auch nur 110 Kilometer, weil ich etwas abkürzen könnte. Aber es schien nicht unmöglich, zumal es bis kurz vorm Ziel nur flaches Gelände war. Ich entschied, am nächsten Morgen noch mal das Wetter und die Übernachtungsgelegenheiten in Lichtenvoorde zu checken und dann zu entscheiden. Für heute sollte es das gewesen sein.