Tourtagebuch 2017

Tag 1- Breda -> Minicamping Seleviahove

Um 10:55 Uhr ging es endlich los. Alles war gepackt, es wurden noch ein paar Bilder gemacht, danach ab aufs Fahrrad und los. Und gleich die erste Herausforderung: das Gewicht des Anhängers machte sich stärker bemerkbar als erwartet. 

Und über die Federkupplung war das Steuern nicht so einfach wie gedacht, auch weil es ungewohnt war. Allerdings sollte sich im Laufe des Vormittags herausstellen, dass die Kupplung nicht fest genug eingespannt war und es deshalb so schwierig war. Zum Glück musste nur der Schnellspanner eingestellt werden, damit die Kopplung in der vorgesehenen Position blieb. Und mit jedem paar gefahrenen Kilometer merkte ich den Anhänger immer weniger.

Noch in Breda kam ich an einer Skating Anlage vorbei. Dort fanden gerade Rennen statt. Es war - trotz des eher kühlen Wetters - mächtig was los und die Teilnehmer und Zuschauer hatten hörbar Spaß. Da ich noch kein Gefühl hatte, wie lange ich fahren würde, fuhr ich nur langsam vorbei, ohne anzuhalten.

Nun ging es über eine Brücke über den Markkanal aus Breda raus direkt in den nächsten Ort: Terscheijden. Ein kleiner Vorort mit allem was man braucht. Es gibt eine kleine Festungsanlage, besser gesagt die Reste davon und direkt an meiner Strecke eine funktionierende Windmühle. Versteckt stehen einige Reetdachhäuser an der Straße.

Weiter geht es unter der Autobahn durch nach Wagenberg. Hier dann die erste Schrecksekunde. Weil ich eine Kurve zu eng genommen habe, ist eines der Räder vom Anhänger vor einen Bordstein, was dann dazu geführt hat, dass der ganze Anhänger umgekippt ist. Zum Glück wurde nichts beschädigt und ich konnte nach dem Aufrichten und kurzer Kontrolle weiterfahren. Einige 100m weiter habe ich dann angehalten, um mir einen großartigen Garten anzusehen. Der Besitzer erzählte, dass er 10 Jahre gebraucht hat, und das, obwohl er als Landschaftsgärtner arbeitet. Im Zentrum des Gartens ein Baum, darum absolut symmetrisch Buchsbaumhecken, so dass es wie ein typischer englischer Schlossgarten aussieht, nur eben deutlich kleiner. Sehenswert.

Inzwischen war es etwas wärmer geworden, geschätzt etwa 20° im Schatten. Aber da die letzten Tage eher heiß waren, wurden die auf meinem Weg nach Blauwe Sluis liegenden Kartoffelfelder beregnet, mit Kreisregnern (ich glaube, dass die so heißen). Da die Beregnung teilweise bis und über die Straße hinweg ging, machte ich mehrere kürzere Pausen, um nicht nass zu werden.

Weiter ging die Fahrt durch Felder und den kleinen Ort Blauwe Sluis zur Moerdijkbrug, einer eher unscheinbaren Autobahnbrücke über Hollandsch Diep, wo der Fluss Amer in den Fluss Waal (hier heißt er Nieuwe Merwede) mündet und an der Stelle der Brücke über einen Kilometer breit ist. Sehr beeindruckend.

Und direkt dahinter dann große Aufregung, denn nach einem Dachstuhlbrand sah es so aus, als müsste ich tatsächlich zurückfahren, um am Ende der Brücke auf die andere Brückenseite zu wechseln, damit es weitergeht. Aber ich hatte Glück. Nachdem ich einen der Feuerwehrmänner angesprochen hatte, durfte ich an der Einsatzstelle vorbei und weiterfahren. Denn das Feuer war gelöscht und der Einsatz quasi beendet. Nach Aussage des Feuerwehrmanns war auch nur Sachschaden entstanden.

Weiter ging es Richtung Dordrecht durch Gewerbe- und Wohngebiete, wo viele der kleinen Häuser an der Straße zum Verkauf standen. Auf diesem Teil kamen wir sehr viele Tretrollerfahrer entgegen, in den unterschiedlichsten Größen und Bauarten. Allen gemein war, dass die "Fahrer" Startnummer trugen und wohl an einem Tretrollerwettbewerb teilnahmen. Leider konnte ich nicht mehr erfahren. In Dordrecht ging es dann durch kleine Nebenstraßen ins Zentrum von Dordrecht, vorbei an historischen und modernen Gebäuden, Parks und Stadtteilzentren. Im Zentrum war Jahrmarkt oder Kirmes und einige Straßen deshalb gesperrt. Glücklicherweise war meine Route nicht betroffen, so dass schließlich ohne weitere "Zwischenfälle" die Grote Kerk erreichte.

Dort machte ich eine kleine Pause und bewunderte die Boote, die direkt gegenüber der Kirche lagen. Die Kirche war leider geschlossen. Also setzte ich mich wieder auf Rad und fuhr weiter.

Über die Engelenburgerbrug ging direkt ins alte Zentrum, entlang eines zweiten Binnenhafen, wo noch mehr Boote lagen. Da waren dann auch schon deutlich größere Motorboote und Segler bei. Allein dafür lohnt sich ein Besuch in Dordrecht. 

Aber der richtige Knaller war dann die Wohnanlage Tijpoort: 

Traumhafte Lage, jedes der Häuser an den Straßen im (künstlichen) See hat einen eigenen Bootssteg außer der Wohnanlage links. Schade, dass die Sonne immer noch hinter Wolken versteckt war. Sicherlich wäre der Ausblick noch eindrucksvoller gewesen.

Kurz darauf gab es dann ein kleines Mittagessen in einem Lunch Café mitten im Stadtteilzentrum von Dordrecht Stadspolders. Und endlich kam die Sonne raus und es wurde deutlich wärmer. Bisher waren es noch um 20 Grad gewesen, jetzt war es so warm, dass ich Jacke und lange Hose auszog und die Sonne genoss. 

Nach dem leckeren Essen - die Holländer können Pommes doch besser als wir Deutsche - ging es dann weiter. Nächster Stopp war ein Discounter, wo ich für den Abend und den kommenden Tag einkaufte. Anschließend ging es direkt zur Autofähre zum Biesbosch, einem Naturschutzgebiet im Delta der Flüsse Amer und Waal.

An der Fähre angekommen, musste ich warten. Mit mir wartete eine Truppe Biker, alle mit BMW, darunter auch die neuste GS1150. Eine super Gelegenheit zu plaudern und Zeit vertreiben, bis die Fähre zurück ist. Das war übrigens echt lustig: erst wurde ich für einen Franzosen gehalten, nachdem dann klar war, dass ich Deutsche war, wurde ich gefragt, ob das wirklich mein Fahrrad ist. Die Deutschen würden sich ja immer Fahrräder leihen, sie aber nie zurückgeben. Auch ein wenig Schnacken über die neue BMW, dann ging es auf die Fähre, die inzwischen wieder angelegt hatte. Also alle drauf und rüber in den Biesbosch.

Im Biesbosch dann traumhafte Natur pur: Schwärme von Gänsen, etliche Reiher, Enten und viele andere Vögel. Und eine traumhafte Ruhe und immer wieder „Begleitung“ durch Libellen, die ein kurzes Stück wie eine Eskorte neben dem Rad flogen. So ging es vorbei am Biesbosch-Zentrum. Eigentlich war geplant, dass ich dort Pause mache und das Zentrum besuche, aber es war so überlaufen, dass ich mich dagegen entschied. Also ging es weiter auf dem Noordpolder Richtung Tagesziel. So wie auf diesen beiden Bildern war es fast den gesamten Weg durch den Biesbosch.

Kurz vor dem Ziel gab es noch einmal ein großes Hallo: eine Gruppe Motorräder fuhr an mir vorbei, die Fahrer hupten kurz und winkten, als sie an mir vorbeikamen. Es waren tatsächlich die Biker "von der Fähre", die auf ihrer Runde durch den Biesbosch zufällig auf der gleichen Straße unterwegs waren. Ach ja, hätte wohl tatsächlich in dem Moment mein Rad mit Anhänger gegen ein Motorrad eingetauscht. Aber ich hatte es nicht mehr weit. Es waren noch knapp zwei Kilometer bis zum Ziel Minicamping SeleviaHoeve.

Dort endlich angekommen war ich überrascht. Es war ein kleiner aber sehr feiner Campingplatz, der direkt zu einem Gestüt gehört. Schön sauer, sehr ruhig und sogar mit einem Duschencontainer.

Der Zeltaufbau war dann noch einmal eine echte HErausforderung, denn ich hatte das ZElt eingepackt, ohne es zu kontrollieren. Und leider war dies ein großer Fehler, denn das Wichtigste fehlte: die Heringe. Doch ich hatte Glück im Unglück: einer der anderen Campinggäste hatte Heringe übrig und lieh sie mir nicht nur, er schenkte sie mir. An dieser Stelle nochmal ein Dankeschön dafür.

Nachdem dann alles aufgebaut war, gab es - frisch geduscht und umgezogen - noch ein kühles Bier in der Gaststube des Gestüts, wo ich morgen auch die Übernachtungsgebühr bezahlen musste. Dann eben noch ein kleiner Spaziergang, denn für´s Schlafen war es noch viel zu warm im Zelt. Und kurz aufschreiben, was so am Tag war. Danach endlich schlafen.